Angst ist natürlich. Angst warnt uns vor Gefahren. Angst schützt damit unsere Gesundheit. Angst wird allerdings dann zum Problem, wenn sie immer häufiger vor etwaigen Gefahren warnt, die kein wirkliches Risiko für uns darstellen. Angst gefährdet unsere Gesundheit, wenn sie in immer mehr Bereichen unseres Daseins auftaucht und unser Leben einschränkt. Angst ist mindestens unangenehm und somit ein Gefühl, das wir nicht erleben möchten. Empfinden wir immer öfter Angst, entsteht Angst vor der Angst. Angst fördert und steigert sich somit quasi selbst und die Betroffenen geraten in einen sich beschleunigenden Teufelskreis. Angst löst mitunter Panikattacken aus, deren heftige körperliche Symptome als lebensbedrohlich erlebt werden können.
Wenn Ängste Ihr Denken und Handeln zunehmend dominieren und/oder Sie wiederkehrend Panikattacken erfahren, sollten Sie eine Psychotherapie in Erwägung ziehen.
Wenn Sie unter Ängsten leiden, sind Sie nicht allein.
Ängste gehören zu den häufigsten psychischen Problemen. Bis zu einem Viertel der Bevölkerung betrifft dies im Laufe ihres Lebens1.
Wenn Sie unter Ängsten leiden, lasse ich Sie nicht allein.
Die Bearbeitung von Ängsten steht neben der Behandlung von Depressionen im Mittelpunkt meiner täglichen psychotherapeutischen Arbeit.
Zu Beginn der Zusammenarbeit vermittle ich meinen Klient*innen grundsätzliche Informationen über Ängste und erläutere ihnen, wie eine erfolgversprechende Therapie bei mir abläuft. Die Kernpunkte dieser Gespräche habe ich für Sie hier zusammengefasst und in die folgenden Abschnitte gegliedert:
Was ist Angst?
In der Psychologie wird zwischen Angst und Furcht unterschieden. Furcht ist das, was wir in dem Moment einer bedrohlichen Situation spüren. Angst ist in die Zukunft gerichtet, bezieht sich also auf das mögliche Eintreten bedrohlicher Situationen in der Zukunft. Angst ist dabei durchaus nützlich und das bereits seit dem Beginn der Menschheit. Überlebt haben die Menschen, deren Angst davor, dass sich hinter dem Knacken im Gebüsch ein Säbelzahntiger verbergen könnte und die, die aus Angst im Winter zu hungern Vorräte angelegt haben. Wir sind also alle Nachfahren von Angsthasen.
Die meisten von uns sind keinen existenziellen Bedrohungen ausgesetzt und dennoch hat Angst auch heute noch eine durchaus wichtige Funktion: Wir können Pläne schmieden für möglicherweise eintretende Notsituationen und entsprechende Vorbereitungen treffen z.B. für den Fall, dass bei uns zu Hause ein Brand ausbricht. In meiner langjährigen Tätigkeit als Eventmanager waren Sicherheitskonzepte nicht nur entscheidend dafür Genehmigungen für Großveranstaltungen zu bekommen, sondern diese haben sich auch als sinnvoll erwiesen, wenn beispielsweise bei einem Gewitter ein Gelände mit tausenden von Besuchern geräumt werden musste.
Die Fähigkeit, Annahmen für die Zukunft zu treffen, unterscheidet uns Menschen von allen anderen Lebewesen und bringt uns häufig Vorteile. Diese Fähigkeit hat aber auch Nachteile: Wir sind in der Lage, uns zukünftige Ereignisse vorzustellen, die wenig bis gar nicht wahrscheinlich sind. Zudem neigen wir dazu, bei möglichen Konsequenzen etwaigen negativen mehr Bedeutung beizumessen als positiven, Was bei existenziellen Bedrohungen wie Säbelzahntiger und Gewittern nützlich ist, führt bei vielen anderen Themen zu Problemen. Wir tun etwas nicht, was gut für uns sein könnte, weil wir Angst davor haben, dass etwas für uns Schlechtes eintreten könnte.
Wann ist Angst ein Problem?
Angst ist spätestens dann ein Problem, wenn sie so mächtig wird, dass wir sie nicht annehmen und nicht angemessen auf sie reagieren können. Angst ist dann ein Problem, wenn wir mehr und mehr unternehmen, sie zu kontrollieren oder zu vermeiden. Kontroll- und Vermeidungsstrategien nehmen dann immer mehr Raum in unserem Leben ein und beeinträchtigen unser Dasein, denn sie kosten Zeit und Kraft. Kontroll- und Vermeidungsstrategien verhindern, dass wir das Leben führen, dass wir leben wollen.
Kontroll- und Vermeidungsstrategien funktionieren manchmal, meistens aber nur kurzfristig. Mittelfristig verschwindet die Angst nicht. Langfristig entsteht ein Teufelskreis, denn kehrt die Angst zurück, investieren die Betroffenen noch mehr Zeit und Kraft in Kontroll- und Vermeidungsstrategien.
„Das Hauptproblem einer Angststörung ist die Angst vor der Angst und dass man alles tut, diese Angst nicht zu verspüren. Tatsächlich ist diese Tendenz der Vermeidung von ungewollten Gedanken und Gefühlen das, was die Angst vor der Angst antreibt. Ohne sie gäbe es keine Angst vor der Angst.“2
Wie wird Angst behandelt?
Ängste und Panikattacken lassen sich unter anderem mit der von mir praktizierten Akzeptanz- und Commitment-Therapie erfolgreich behandeln; das wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt und erlebe ich auch immer wieder in meiner Praxis.
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie – kurz ACT und gesprochen wie der Beginn des englischen Wortes ACTion - gehört zu den sogenannten „Dritte-Welle-Verfahren“ der Verhaltenstherapie. Sie ist also eine moderne Psychotherapie, die die Erfahrungen der Methoden der ersten beiden Wellen nutzt und um neueste Erkenntnisse der Forschung erweitert. Dieser Prozess wird wissenschaftlich fundiert ständig fortgeführt. Mit der ACT lernen die meisten meiner Klient*innen in wenigen Sitzungen einen gesünderen Umgang mit ihrer Angst. Ängste und Panikattacken verlieren in der Regel bald ihre Macht und das Leben wird wieder freier und lebenswerter.
Akzeptanz in der ACT ist ein aktiver Prozess und daher das Gegenteil von dem, für das der Begriff Akzeptanz umgangssprachlich mitunter verwendet wird: Resignation.
Akzeptanz aus der Perspektive der ACT bedeutet unter anderem zu erkennen, welche Aspekte unseres Daseins wir ändern können und welche nicht.
Akzeptanz im Sinne der ACT schafft den Kontext für ein Dasein, das sich dem widersetzt, mit dem wir Menschen häufig auch mit dem umgehen, was wir nicht beeinflussen können: dem Kampf dagegen und dem Versuch der Kontrolle darüber. Gerade Klient*innen mit Ängsten wenden diese Strategien häufig an.
Ängsten damit zu begegnen, einen Kampf gegen sie führen oder/und sich darum zu bemühen, Kontrolle über sie zu erlangen, entspricht einem tief in unserem Verstand angelegten Muster: Unser Verstand ist sehr gut darin, Probleme zu erkennen und Lösungen für diese anzubieten. Das funktioniert bei den meisten Sachthemen hervorragend und deshalb neigen wir Menschen dazu, diese Strategie auch auf unerwünschte Gedanken und Gefühle anzuwenden.
Die meisten Klient*innen, die in meine Praxis kommen, haben bereits unterschiedliche Strategien zur Bekämpfung und Kontrolle ihrer Ängste ausprobiert und sind damit gescheitert.
Die Erwartung vieler Klient*innen mit Angstsymptomen ist, dass ich ihnen andere und bessere als die von ihnen bisher genutzten Werkzeuge vermitteln werde, damit sie ihre Ängste siegreich bekämpfen oder zumindest erfolgreich kontrollieren können.
Etliche dieser Klienten*innen sind zudem der Auffassung, dass sie ihre Ängste nicht loswerden, weil sie sich nicht intensiv genug bemühen, die Strategien zur Bekämpfung und Kontrolle einzusetzen. Sie erhoffen sich daher, dass ich ihnen nicht nur effektivere Werkzeuge für Kampf und Kontrolle an die Hand gebe, sondern sie auch dazu motiviere, diese konsequent einzusetzen.
Bei konkreten Ängsten wie spezifischen Phobien z.B. der Angst vor Spinnen funktionieren konkrete Strategien und ihr konsequenter Einsatz mitunter.Bei diversen oder diffusen Ängsten funktioniert das in der Regel nicht.
Bei diversen und diffusen Ängsten führen Kampf und Kontrollmaßnahmen meistens nicht dazu, dass die Ängste weniger präsent sind. Tatsächlich ist das Ergebnis von Kampf und Kontrolle häufig das Gegenteil: Die Beschäftigung mit den Ängsten nimmt dadurch immer mehr Raum ein und damit werden die Ängste noch prominenter und zunehmend dominanter.
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie fußt daher auf einem radikal anderen Ansatz:
Ängste sind wie andere unerwünschte Gedanken und Gefühle unvermeidliche Elemente unseres Daseins. Daher kann es nicht darum gehen, sie zu kontrollieren oder zu eliminieren, sondern darum, sie stattdessen zu akzeptieren und mit den Mitteln der ACT einen distanzierten und somit entlastenden Umgang mit ihnen zu lernen und leben.
Für viele Klienten ist es mindestens ungewohnt, ihre Ängste aus dieser Perspektive zu betrachten. Manche sind erst einmal enttäuscht, weil ihre Erwartungen an mein Therapie-Angebot nicht erfüllt werden.
Der Begründer der ACT, Steven C. Hayes litt an einer Angststörung und massiven Panikattacken. Obwohl er damals in den 80er Jahren bereits studierter Psychologe war und ein Team von Doktoranden um sich hatte, fand er zunächst keine Lösung für das Problem, bis er erkannte, dass es nicht darum ging, noch bessere Strategien gegen Ängste zu finden, sondern ein Konzept dafür, mit ihnen zu leben und ihnen somit ihre Macht zu nehmen3. Heute ist Hayes nicht nur frei von sein Leben beeinträchtigten Ängsten, sondern einer der weltweit führenden Professoren für Psychologie, der weiterhin an der University of Nevada forscht und lehrt.
Tatsächlich wurden die oben beschriebenen Thesen längst in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt, die ich besonders interessierten oder skeptischen Klient*innen gerne zugänglich mache. Entscheidend ist jedoch nicht die Theorie, sondern sind die Praxis und die eigenen Erfahrungen. Fahrradfahren, Schwimmen etc. hat meines Wissens niemand allein durch das Lesen von Texten gelernt.
Zur Auseinandersetzung mit den dargestellten Thesen gibt es daher zahlreiche praktische Übungen, die wir in den Sitzungen durchführen und die die Klient*innen zu Hause fortführen.
Außerdem gibt es Arbeitsblätter. Das sind zwar Texte und zudem welche, die teilweise recht simpel erscheinen, aber von renommierten Psychologen erarbeitet und immer wieder verbessert wurden. Sie regen zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den Thesen an. Deshalb empfehle ich auch, die Arbeitsblätter schriftlich zu bearbeiten, denn etwas zu schreiben und dann zu sehen ist nachhaltiger als es „nur“ zu denken.
Diese Methodik ist beschleunigt Ihren Prozess, so dass Sie für das gleiche Ergebnis weniger Sitzungen bei mir benötigen.
Die Beschäftigung mit den Arbeitsblättern empfehle ich auch Klient*innen, deren Verstand zu schon vorher zu der folgenden Erkenntnis gelangt ist:
Die Thesen der ACT zu Ängsten sind logisch und wenn ich auch dieser Perspektive auf meine Ängste schaue, dann entsprechen diese auch meinen Erfahrungen.
Wenn ich meinen Umgang mit meinen Ängsten und dessen Ergebnis von außen betrachte, dann stelle ich fest, dass all meine Kämpfe und Kontrollbemühungen wie Ablenkungs- und Entspannungsübungen zwar mitunter kurzfristig funktionieren, aber insgesamt meine Ängste immer mehr Raum in meinem Leben einnehmen.
Sind Klient*innen zu dieser Erkenntnis gelangt, dann ist das ein wichtiger und wertvoller Schritt auf ihrem Weg zu einem souveränen Umgang mit ihren Ängsten.
Logik allein löst aber den problematischen Umgang mit Ängsten nicht auf. Wäre Logik die Lösung, würde die meisten der Ängste gar nicht spürbar sein, denn sie sind nicht logisch begründbar wie eine vorher nie dagewesene Angst vor dem Fliegen, Aufzugfahren, Tunnel, Reisen an unbekannte Orte … Faktisch können die meisten Klient*innen sogar sehr präzise logisch erklären, dass ihre Ängste unlogisch bzw. rational unsinnig sind. Dennoch denken und fühlen sie diese Ängste.
Da Theorie, Erkenntnis und Logik allein nicht zum gewünschten Ziel führen, weist die ACT einen Weg auf dem die Klient*innen selbst Aha-Erlebnisse haben und positive Erfahrungen machen.
Meine Aufgabe als Berater, Coach oder Therapeut ist die des Navigators der Klient*innen.
Lassen Sie uns also in See stechen.
Damit wir so richtig Fahrt aufnehmen können, werde ich Sie zunächst dabei unterstützen, Ballast abzuwerfen. Der Ballast, den wir abwerfen sollten, sind Ihre bisherigen Gedanken und Überzeugungen hinsichtlich Ihrer Ängste.
Freier davon werden wir sogleich Kurs auf einen gesunden Umgang mit Ihren Ängsten nehmen, denn schon die Wahrnehmung Ihrer Ängste aus der neuen Perspektive wird einiges in Gang setzen.
Dann setzen wir die Segel und mit der Brise der ACT zeigt der Kompass auf Ihrer Reise stets in Richtung Ihres unbeschwerteren Lebens.
1Kessler, R.C., McGonagle, K.A., Zao, S., Nelson, C.B. Hughes, M., Eshleman, S et. al. (1994). Lifetime an 12-month prevalence of DSM-III-R psychiatric disorders in the United States. Results of the National Comorbidity Study, Archives of General Psychiatry, 51, 8-19
2Haynes, S.C., Wilson K.G., Gifford E.V., Follette, V.M. & Strohsahl, K. (1996), Experiental avoidance and behavioral disorders: A functional approach to diagnosis and treatment. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 64, 1152-1168
3Hayes, S. C. (2019), A Liberated Mind: How to Pivot Toward What Matters